Singlebörsen und Online-Dating - ein Selbstversuch
von Erwin Huger Datum: 11.04.2015
Online-Dating! Ganz ehrlich: das war für mich immer eher ein Schimpfwort, der letzte Strohhalm, an den sich die Nerds und Loser dieser Welt klammern, wenn sie nach Jahren der verzweifelten Einsamkeit einfach keinen anderen Ausweg mehr wussten. Klar, niemand will gern alleine sterben, wie mein alter Herr schon immer gesagt hat. Aber sich deshalb vor den Bildschirm setzen und Online-Singlebörsen nach einem Gefährten beziehungsweise einer Gefährtin durchsuchen? - Ohne mich. Habe ich gedacht. Bis ich mal einmal damit angefangen habe.
Kopfüber in die Recherche: Online-Dating und Singlebörsen
Dies geschah weniger aus Verzweiflung, sondern war zunächst einem reinem Spieltrieb geschuldet. Ehrlich gesagt, kannte ich mich kein Stückchen aus und surfte einfach mal durch die Untiefen dieses Internets. Und ich war echt erstaunt, wie viel Angebote an verschiedenen Foren zur Partnervermittlung es da gibt. Und alle sind anders, einige sind spezialisiert. Ich kannte ja noch die immer gleichen Anzeigen in der Zeitung. Unter der Rubrik ´Er sucht Sie´ gab es immer am meisten. Da standen dann die immer gleichen, nichtssagenden Stilblüten der Heimwerker-Metaphorik: ´Biene sucht Blume zum Bestäuben´ - da war direkt klar, worum es geht. Oder: ´Jung gebliebener Akademiker sucht eine Gefährtin, um den Herbst des Lebens zu genießen´. Viel mehr Infos waren da meistens nicht rauszuholen. Kleinanzeigen im örtlichen Käseblatt kosteten schließlich ein kleines Vermögen.
Im Internet, so wurde mir auf meiner Odyssee schnell bewusst, geht das alles etwas anders zur Sache. Da wissen die Leute ziemlich genau, wen oder was sie suchen. Die suchen keine Blume zum bestäuben, sondern nach ähnlich gepolten Fetischisten, mit denen sie sich ihre sexuellen Wünsche bis ins haarkleinste Detail erfüllen können. Und ein jung gebliebener Akademiker sucht auf spezialisierten Singlebörsen auch nicht nach irgendeiner Gefährtin, die vielleicht noch ein Bein vor das andere setzen kann, sondern nach einer kühlen Blonden, die wie er eine Vorliebe für Weinverköstigungen in der Toskana pflegt und alle Opern von Wagner mitsummen kann. Außerdem fiel mir auf, dass nicht mehr bloß ein gutes Dutzend pro Stadt auf der Suche nach einem Partner fürs Bett oder fürs Leben zu sein schien, sondern die halbe Bevölkerung. Wow! Und da wollte ich jetzt auch mal einsteigen.
Eine grobe Unterteilung: Partnervermittlung versus Casual-Dating
Zuerst einmal machte ich mich mit den verschiedenen Arten der Online-Dating-Portale vertraut. Denn hier von Anfang an die richtige Entscheidung zu treffen, entscheidet auch maßgeblich über Erfolg und Misserfolg bei der Online-Suche nach dem geeigneten Partner. Ganz grob kann man zwei Arten von Singlebörsen unterscheiden:
1. Da sind die Seiten, die vermitteln Partner. Im Bestfall eben Partner fürs Leben, das heißt, ein Mann wie ich zum Beispiel meldet sich auf so einer Seite an, weil er seine nächste Freundin oder sogar Ehefrau dort treffen will. Dabei werden mal mehr oder weniger umfangreiche Persönlichkeitsprofile erstellt und dann wird anhand dieser der geeignete Partner gesucht.
2. Die andere Art von Seiten ist eine Plattform für Sex-Hungrige. Was sich früher vielleicht noch in der Dorfdisko oder auf der Kirmes abgespielt hat findet heute auf solchen sogenannten Casual-Dating-Seiten ab, wie zum Beispiel C-Date hier. Es geht um Sex und sonst überhaupt nichts. Im Gegenteil: alles andere als ein frivoler Umgang mit seinen Geschlechtsteilen ist sogar äußerst unerwünscht.
Weitere Aufteilung
Wie gesagt: das ist nur eine sehr grobe Unterteilung. Gäbe es nämlich keine weitere Spezialisierung der Anbieter und der bei diesen Suchenden, wäre das Angebot und die Nachfrage immer noch so groß, dass niemand irgendwen finden würde. Nochmal: es sind nicht nur noch ein paar Hilfesuchende, sie das Internet zur Partnersuche nutzen, es ist mittlerweile fast die Masse geworden. Deshalb unterscheiden sich gerade die Singlebörsen, die nicht nur zum Austausch von Körperflüssigkeiten fungieren. Hier gibt es:
- Sehr seriös auftretende Partnervermittlungen. Hier wird mit wissenschaftlich-psychologisch erstellten Persönlichkeitsprofilen gearbeitet. Das ist wirklich etwas für Leute, die es ernst meinen und die nicht nur ein bisschen flirten oder vögeln wollen. Diese Leute beauftragen einfach ein paar selbsternannte Profis dafür, damit diese für sie selbst auf die Suche nach dem geeigneten Partner gehen. Dementsprechend kann bei diesen Seiten eine empfindlich hohe Gebühr anfallen und wie überall, wo Geld im Spiel ist gibt es hier auch Scharlatane unter den Anbietern.
- Andere Seiten sind eher auf das Flirten spezialisiert. Im Prinzip bieten diese eine virtuelle Dorfkirmes an, wo man sich trifft. Dann spricht man sich via Chat an und wie im richtigen Leben auch weiß man meistens auch einem Blick und zwei Sätzen bereits, ob man einen würdigen Flirtpartner vor sich hat. Die meisten dieser Art von Singlebörsen grenzen das Gebiet oft geografisch ein, das heißt, man trifft als User bei diesem Online-Dating auch auf Leute aus dem selben Ort oder Umkreis, damit auch ein späteres Kennenlernen nicht ausgeschlossen ist, weil einer in Wanne-Eickel sitzt, während der andere, mit dem man gerade so schön geflirtet hat, in Timbuktu zu Hause ist.
Casual Dating
Das sogenannte Casual Dating (z.B. https://www.secret.de) ist so eine Sache für sich. Ich wusste vor meiner Recherche gar nicht, dass so etwas außerhalb des professionellen Pornobetriebs überhaupt existiert. Bei dieser Art von Online-Dating geht es wirklich nur um Sex. Und vor allem die Vorlieben, die man diesbezüglich hat. Da gibt es dann Seiten, da tummeln sich alle: die, die nur ein bisschen geil sind und mal einen Seitensprung machen wollen genauso wie die, die jemanden Suchen, der sie in Lack und Leder mit der siebenschwänzigen Peitsche verprügelt. Immer alles ohne finanzielle Interessen wohlgemerkt.